Reisebericht der Anschlussreise in Tunesien 14.10.2019 – 21.10.2019 (Frajo)

Montag, 14.10.

Beginn der Anschlussreise in Hammamet. Teilnehmer sind: Taieb Ketari, Gisa Roudil d‘Ajoux – Hillebrand, Barbara Locher – Otto, Veit Otto, Dr. Ralf Heinen, Frau Eva Becker, Rita und Franz Josef Kropp.
An diesem Morgen fährt der Rest der Tunis Reisegruppe zurück nach Tunis und fliegt wieder nach Deutschland.
Taieb und Franz Josef fahren mit dem Taxi zum Hotel, wo der Mietwagen, ein 9 – Sitzer, übernommen werden soll. Der Wagen, der aus Tunis kommt, hat bei der Überführung einen Unfall. Soll nach Reparatur am nächsten Tag in Sfax übergeben werden. Jetzt werden uns ein 7- Sitzer und ein Personenwagen zur Verfügung gestellt. Taieb fährt den 7-Sitzer und Franz Josef den Personenwagen. Die Abfahrt verzögert sich und um 13:00 Uhr fahren wir endlich über die Autobahn A1 nach Süden, in Richtung Sfax, ab.
In El Jem machen wir einen Zwischenstopp wo wir eine Führung mit dem Fremdenführer Fathi im gut erhaltenen römischen Amphitheater haben. Nach der Führung entspannen wir kurz bei einem Glas Tee in einem kleinen Café, mit Blick auf das Theater.
Am Nachmittag kommen wir in Sfax an. Hier übernachten wir zweimal im Maison d‘ Hotes „Dar Salma“.
„Dar Salma“ ist eine B&B – Unterkunft vom Feinsten. Das Haus ist renoviert und im Stil der traditionellen tunesischen Häuser gebaut.
Am Abend treffen wir uns in der Academy Max – Scheler
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mit dem Städtepartnerschaftsverein Sfax – Marburg. Anwesend sind auch überraschenderweise hochkarätige Vertreter der Interessengemeinschaft „Sfax International“. Sfax International ist ein Verein, der sich bemüht, neue ausländische Unternehmen in Sfax anzusiedeln und heimischen Produkten die Tür nach Europa zu öffnen. Wir sind natürlich keine adäquaten Gesprächspartner, aber Dr. Heinen gelingt es aus dem Stand mit einigen Sätzen auf die Thematik einzugehen. Im Max – Scheler – Zentrum werden auch Deutschkurse angeboten.
Abendessen im Restaurant Baghdad. Da wir das Gepäck in der Unterkunft gelassen haben, sind wir mit einem Auto in die Stadt gefahren. Der Verkehr, jenseits aller Verkehrsregeln, ist hyperchaotisch.
Der versprochene 9 – Sitzer wird heute nicht geliefert. Morgen.

Dienstag, 15.10.

Nach einem umfangreichen Frühstück treffen wir uns gegen 9:30 Uhr mit Vertretern von Sfax – Marburg im Rathaus mit dem Oberbürgermeister von Sfax Mounir Elloumi. Auch hier stehen wirtschaftliche Themen im Vordergrund. Danach Rundgang mit dem Bürgermeister der Medina Mounir Affès durch die Medina. Hier arbeiten 50.000 Menschen und ca. 6000 wohnen hier. Obwohl sonst nicht möglich, können wir die Moschee von Sfax besuchen. Der Imam Mohamed Abessi, der schwedisch spricht, empfängt uns freundlich. Am Ende der Besichtigung sagt er, es sei ihm eine Ehre gewesen, uns zu empfangen. In der Medina ist man bemüht, alte traditionelle Häuser wieder bewohnbar zu machen. Nach dem Besuch einer bereits restaurierten Moschee essen wir im Restaurant Dar Baya zu Mittag. Von der Dachterrasse haben wir einen guten Ausblick auf die Medina. Danach wird der Rundgang durch die Medina fortgesetzt. In einem Café treffen wir Herrn Ahmed Masmoudi. Er ist Eigentümer der Pâtisserie Masmoudi. Er lädt uns ein, am nächsten Tag seine Produktionsstätte zu besichtigen. Auf der Rückfahrt zur Unterkunft setzen wir Herrn Dr. Heinen und Frau Becker am Bahnhof ab. Sie haben noch Verpflichtungen in Tunis.
An diesem Abend feiert Taieb in unserer Unterkunft mit Freunden und uns seinen 70. Geburtstag nach. Zu diesem Zweck hat er Bierbüchsen aus Köln mitgebracht für seine Landsleute. Wir tranken „Celtia“ tun. Bier sowie verschiedene tun. Weine. Die Hausherrin hat schmackhafte Speisen zubereitet und es gibt Musik und tunesische Tänze. Es wird ein langer Abend. Während der Feier wird auch noch der reparierte 9 – Sitzer geliefert.

Mittwoch, 16.10.

Um 9:00 Uhr sind wir mit Herrn Masmoudi in seiner Firma verabredet. Er empfängt uns in seinem Büro und erzählt uns die Geschichte des Unternehmens, das von seiner Mutter gegründet wurde. Herr Masmoudi kooperiert mit Herrn Schuhbeck aus München, der immer neue Gewürzideen für die Pralinen beisteuert. Neben dem Management sind in dem Gebäude die Fabrikation der Pralinées, ein Ausbildungszentrum und ein Geschäft untergebracht. Alle Produkte werden in Handarbeit gefertigt und die Mitarbeiterinnen dokumentieren jeden Produktionsschritt in Listen. Überraschend ist, dass dadurch, trotz fehlender Automatisierung, über einen Barcode, der an dem Endprodukt angebracht ist, jeder einzelne Arbeitsgang bis zur Herkunft der Grundzutaten nachvollzogen werden kann. Im Verkaufsladen werden uns dann die verführerischen Endprodukte vorgeführt. Auch erhalten wir noch süße Erinnerungen. Mit einiger Verspätung setzen wir uns nun in Richtung unseres Tageszieles, Tozeur, in Bewegung. Über Gabès gelangen wir nach Kebili. Dort machen wir eine Rast beim Délégé Regional du Tourisme Mohamed Essayem, in dessen Büro Café, Wasser und Gebäck gereicht wird. Taieb, der dieses Treffen wieder über seine Netzwerke erreicht hat, arrangiert mit ihm, dass wir in Tozeur einen örtlichen Führer aus der Tourismus Administration bekommen. Die Weiterfahrt geht durch eine geheimnisvoll schöne Landschaft. Sie ist eben wie ein Brett und geht teilweise über den Salzsee Chott el Jerid. Am Horizont sind Bäume zu sehen. Luftspiegelungen, nicht echt. Mitten im Salzsee tauchen am Straßenrand kleine Holzhütten auf. Eine davon wird als Komforttoilette angepriesen. Eine solche Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen. Die Komforttoilette entpuppt sich als Totalausfall. Ein schäbiges, kleines Etwas. Aber die umgebende Landschaft entschädigt für Alles. In Tozeur übernachten wir zwei Nächte im Hotel „Ras El Ain“. Schnell wird offensichtlich, dass die Unterkunft nicht das hält, was die Lobby verspricht. Das Zimmer ist verstaubt, der Boden schmutzig und in der Toilette tummeln sich einige hundert kleine Ameisen, die aber mit Haarspray schnell eliminiert werden. Die Betten sind aber gut. Nach dem mäßigen Abendessen treffen wir uns in Taieb‘s Zimmer zu eine lustigen Weinrunde.

Donnerstag, 17.10.

Auf der Fahrt zur Oase von Chebika steigt der Mitarbeiter der örtlichen Touristenverwaltung Kamel Boubi zu. Vom Parkplatz aus gehen wir über einen steinigen Gebirgspfad zur Quelle und zum palmenumrahmten Naturteich von Chebika. Hier könnte man ein erfrischendes Bad nehmen. Auf dem Rückweg trinken wir im Ort Chebika das obligatorische Glas Tee. Anschließend machen wir noch einen Abstecher nach Tamaghza zur Grand Cascade, einem doppelten Wasserfall. Zu Mittag sind wir wieder in Tozeur und essen im „Restaurant Le Soleil“. Die Spezialität ist Couscous Dromedare. Es schmeckt vorzüglich. Auf dem Nachmittagsprogramm stehen der Park Chak Wak mit dem Museum, sowie die Oase Nefta. Chak Wak sehen wir uns nur von außen an. Es ist ein Adventure Park. Daher beschließen wir nach Nefta weiter zu fahren. Auf der Fahrt durch die Wüste sind einzelne kleine Kamelherden zu sehen. Von weitem sind schon erkennen wir die Sanddünen und nach 22 km erreichen wir die Oase. Natürlich spielt sich in der Oase der übliche Touristenrummel ab mit den obligatorischen Verkaufsständen. Etwas abseits stehen Kamele, die man streicheln kann und auf denen man auch einen Ritt wagen kann. Auch können wir hier die Kulissen des Filmes „Star Wars“ bewundern, die im Zweijahresabstand freigeschaufelt werden müssen, da die Dünen vor nichts halt machen. Das eigentliche Highlight sind die Dünen. Überwältigend sind ihre Unberührtheit und Perfektion. Veit, vom Forscherdrang getrieben, besteigt trotz verletztem Fuß eine von ihnen. Eine Düne ist zum Befahren mit Offroad – Fahrzeugen freigegeben. Der Sinn dieser Umweltzerstörung erschließt sich einem nicht so ganz. Auf der Rückfahrt bringt eine Kamelherde, die gaaanz gemütlich die Straße überquert, unseren Zeitplan durcheinander. Aber wir unternehmen trotzdem einen Shopping – Bummel durch Tozeur. Neben den üblichen Sachen werden Teppiche angeboten, aber kein Schmuck. Nach dem Abendessen treffen wir uns wieder bei Taieb zur Weinrunde.

Freitag, 18.10.

Von Tozeur, dem südlichsten Punkt unserer Reise geht es nun wieder nach Norden. Das erste Tagesziel ist Sbeitla, was wir über Gafsa und Kasserine erreichen. In den Ortschaften fallen beiderseits der Landstraße neben den Verkaufsständen, Konstruktionen auf, deren Zweck man so nicht erkennen kann. Also bei Taieb, der immer alles weiß, nachfragen. Es handelt sich um illegale, handbetriebene „Tankstellen“ für aus Libyen geschmuggelten Sprit. Sie bestehen aus einem Tuch als Filter, einem Trichter und einem Eimer mit Schlauch, der als Auffangbehälter dient. Das ganze Gebilde steht dann auf einem Schemel. Ja, das kann brennen und tut es auch oft. Je nachdem, wo die Tankstelle aufgebaut ist, brennt auch schon mal eine ganze Ortschaft ab. Die Polizei ignoriert die ganze Szene. Ach ja, die Polizei. Am Ortsein – und ausgang stehen oft drei bis vier Polizisten; meistens untätig. Aber die Tankstellen werden genauso ignoriert wie hunderte Mofas, die ohne Nummernschild unterwegs sind und somit keine Steuer zahlen und nicht versichert sind. Besondere Aufmerksamkeit vom Fahrer verlangen die Straßen selbst. In allen Ortschaften sind auf der Straße querlaufende Aufschüttungen, sogenannte Kamelhöcker, angebracht. Manchmal sind sie durch Schilder oder Farbe gekennzeichnet. Meistens aber nicht. Sie sind kaum zu erkennen und ihrer destruktiven Natur ist nur durch den Weitblick des Fahrers beizukommen. In Sbeitla besichtigen wir das Ruinenfeld der römischen Stadt Sufetula gemeinsam mit dem örtlichen Fremdenführer Habib Hajji. Beeindruckend ist das noch recht gut erhaltene Forum, das als einziges römisches Forum drei Tempel besitzt. Nach dem Mittagessen in einem kleinen familiengeführten Restaurant fahren wir weiter nach Kairouan, der alten Stadt Tunesiens und der drittwichtigsten unter den heiligen Städten des Islam. Wir übernachten im Hotel „La Kasbah“, das zum Teil in die alte Stadtmauer integriert ist. Es ist ein Hotel der Spitzenklasse. Nach einem exzellenten Abendessen genießen wir noch ein Glas Wein auf der Terrasse.

Samstag, 19.10.

Durch ein gutes Frühstück gestärkt, starten wir zu einem Rundgang durch Kairouan. Wir gehen abseits des Mainstreams durch die Stadt, die engen Gassen, die auch bei Tageslicht geheimnisvoll aussehen. Wie mag es hinter den abweisenden Außenmauern der Häuser aussehen? Als erstes besuchen wir in einem alten Haus eine Multimedia Show über Kairouan. Es entpuppt sich als eine Präsentation über den Islam. Schlechte Bildqualität, da die Auflösung für eine übergroße Leinwand zu gering ist. Außer in der Empfangshalle dürfen wir nirgendwo herumgehen, sodass der Besuch nicht viel her gibt. Zufällig kommen wir in der Rue El Kadraoui an dem Maison D‘Hôte „Dar Hassine“ vorbei. Wir klingeln und nach einiger Zeit wird uns geöffnet. Nachdem wir eingetreten sind, sind wir vom traditionellen Luxus erschlagen. Die Gästezimmer sind einfach ein Märchen. Wir werden auf die Dachterrasse gebeten, von wo wir einen schönen Blick auf Kaiouran haben. Hier oben wird uns Tee mit süßem Gebäck serviert. Der Kaffée kann mit Rosenwasser gesüßt werden. Nachdem wir uns ausgiebig wohlgefühlt haben, lassen wir uns weiter durch die Gassen treiben, bis wir in der Rue de Monastir das Restaurant „Dar Abderahman Zarrouk“ entdecken. Laut Google ist es DAS Toprestaurant von Kairouan. Das sehen wir uns auch an. Der Geschäftsführer Adel Chaouachi führte uns durchs Haus. Es ist das ehemalige Haus des Provinzgouverneurs und an Luxus nicht mehr zu toppen. Überall edle Stoffe und in der ehemaligen Bibliothek sind die Deckenbalken mit Blattgold belegt. Der Eigentümer hat aufwendig restaurieren lassen. Jetzt müssen aber in der Medina noch einige Einkäufe getätigt werden. Bei dem Händler, wo wir letztes Jahr schon eingekauft haben, kaufen einige Frauen Schals. Zu Mittag essen wir in einem Touristenrestaurant ohne besonderem Flair. Am Abend erreichen wir Nabeul und sind nun für zwei Nächte im Hotel „Les Jasmins“. Abendessen ist im Restaurant „La Player“ mit einer abenteuerlich ins Deutsche übersetzten Speisenkarte. Auf den durchgehenden Balkons des Hotels genießen wir noch einige Gläser guten tunesischen Weins.

Sonntag, 20.10.

Nach einem Frühstück im Hotelgarten gehen wir zu Fuß in die Altstadt von Nabeul. In der Medina gibt es die üblichen Touristenangebote an Kleidern, Schuhen, Schmuck, usw. Zu Mittag essen wir in einem Restaurant in der Kasbah. Rita und ich gehen danach zu Fuß zum Hotel und dann an den nahe gelegenen Strand. Die anderen gönnen sich noch eine Erholungspause in einem Café. Heute ist ein Aktionstag der Stadtjugend unter dem Motto „ Saubermachen“. Randsteine am Bürgersteig werden gestrichen, Unkraut aus den Rinnsteinen gezupft, in der Kasbah werden Putzreste entfernt und es wird neu gestrichen. Das ist ein Bild wie eine Fata Morgana. Dass öffentlicher Raum sauber gemacht wird, hatten wir so noch nicht gesehen. Das Programm der Regierung, ein Umdenken der Gesellschaft über die Sensibilisierung der Jugendlichen zu erreichen, scheint erste Früchte zu tragen. Rita und ich sitzen einige Zeit am Strand in einer frischen Brise. Am Abend essen wir im Restaurant „Slovenja“, das zum Hotel gehört, zu Abend.

Montag, 21.10.

Der Hotel Rundbus holt uns am Hotel ab und befördert uns zum Flughafen nach Tunis. Um
14:45 Uhr (MSZ – 1) geht der Flug TU 526 von Tunis nach Düsseldorf, wo wir ohne Zwischenfälle 17:45 Uhr (MSZ) landeten.

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